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gmo - starke Partner für neue Perspektiven

Fach- und Führungskräfte auf Jobsuche haben mehrere Möglichkeiten, um sich neu zu positionieren: Sie können sich auf offen ausgeschriebene Stellen bewerben. Auf Stepstone & Co. sind jedoch nur selten hochrangige Stellen im Angebot. Um eine neue Leitungsfunktion zu finden, geht es daher nicht ohne den sogenannten verdeckten Arbeitsmarkt. Hier gibt es drei Möglichkeiten: Man kann sich bei Personalberatern oder Headhuntern vorstellen, initiativ auf ein interessantes Unternehmen eigener Wahl zugehen oder – das Netzwerk nutzen. Gut 30 Prozent aller Stellenbesetzungen erfolgen über das Netzwerk (früher nannte man es etwas despektierlich „Vitamin B“). Aber was bedeutet das eigentlich genau?

In unserer Beratung bei OMC erleben wir immer wieder, wie schwer sich viele unserer Kandidaten mit der direkten Ansprache ihrer Kontakte tun. Es fängt schon damit an, dass vielen gar nicht bewusst ist, dass sie überhaupt wertvolle Kontakte haben. „Ich habe mich eigentlich immer mehr nur um meine Aufgaben gekümmert und war nicht so viel bei Veranstaltungen unterwegs“ heißt es dann. Oft fehlte für den systematischen Netzwerk-Aufbau die notwendige Zeit. Doch auch wer nicht so viel außerhalb seines Unternehmens aktiv war, hat ein Netzwerk aufgebaut – wenn auch unbewusst.

Was heißt „Netzwerk“ eigentlich konkret?

Wer in sein (Outlook-)Adressbuch schaut, findet dort viele Namen, die sich im Lauf der Arbeitsjahre angesammelt haben. Erster Schritt ist es, diese Kontakte zu strukturieren. Aus dem beruflichen Umfeld sind das Kooperationspartner, Kunden, Dienstleister, Mitbewerber und Kollegen und Kolleginnen. Nicht zu unterschätzen sind auch ehemalige Kollegen, die jetzt in anderen Unternehmen angestellt sind. Alumni-Treffen können sehr wertvoll sein, weil man sich aus der beruflichen Vergangenheit bereits kennt und schätzt. Nach einem Wechsel zu einem neuen Arbeitgeber werden häufig Kollegen „nachgezogen“. Wer in der Phase der beruflichen Neuorientierung ist, kann sich diese Tatsache zunutze machen und sein Netzwerk auf ehemalige Kollegen und Kolleginnen hin durchforsten – und sie dann aktiv ansprechen.

Darüber hinaus besteht auch immer die Möglichkeit, bei Unternehmen anzudocken, die früher Wettbewerber waren. Wer ein Wettbewerbsverbot im Arbeitsvertrag hat, muss ggf. mit diesem Wechsel etwas Geduld haben. Das Warten kann sich aber lohnen, denn der Wettbewerber hat unter Umständen massives Interesse daran, Sie an Bord zu holen, da Sie neben Insider-Kenntnissen vielleicht auch den einen oder anderen Kunden mitbringen. Das kann eine große Chance für Sie sein.

Eine gute Option ist es auch, zu früheren Dienstleistern zu wechseln. Vorteil ist, dass Sie die Perspektive der „anderen Seite“ kennen, über ein gutes Netzwerk genau in der richtigen Branche verfügen und beim neuen Arbeitgeber vermutlich in kurzer Zeit wirksam werden können. Interessant ist der Rollenwechsel: In der Branche zu bleiben, aber auf die Seite der Dienstleister zu wechseln, bedeutet eine völlig neue Rolle einzunehmen. Das sollten Sie sich vorher sehr bewusst machen, denn mit dem Seitenwechsel verändern sich auch das eigene Image und die Intensität der früheren Kontakte.  

Eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Netzwerken im beruflichen Kontext ist Sichtbarkeit. Besuchen Sie Kongresse, Diskussionsrunden, fachlich passende Vortragsveranstaltungen. Bieten Sie sich als Speaker/in, Moderator/in oder Dozent/in an. Schreiben und kommentieren Sie Fachbeiträge in Online-Foren und auf Social Media, besonders auf LinkedIn oder XING. So werden Sie in Ihrer Branche wahrgenommen und beweisen gleichzeitig Fachkompetenz und Engagement. Diese Investition wird sich mittelfristig lohnen. Sie schaffen sich damit eine digitale Persönlichkeit – und erzeugen ganz nebenbei die Kompetenzvermutung bei potenziellen neuen Arbeitgebern.

Auch private Kontakte gehören zum Netzwerk

Es sind aber längst nicht nur berufliche Kontakte, die ein Netzwerk ausmachen: Im privaten Bereich gibt es Freunde, Bekannte, Nachbarn, Sportkollegen, Ärzte, Friseure (die schneiden nicht nur Haare, sie hören auch viel), Steuerberater usw. Um dieses private Netzwerk zu aktivieren sollte man offen mit seiner Situation umgehen und frei von Scham und Verzweiflung darüber sprechen, dass man sich beruflich neu orientiert. Das ist für viele eine schwere Übung, denn ein Jobverlust ist vielfach mit dem negativen Gefühl der Scham verbunden – auch wenn Jobwechsel zum beruflichen Alltag gehören und unvermeidlich sind. Ein wichtiges Element unserer Beratung ist es daher, dieser Scham entgegen zu wirken und einen unverkrampften Umgang mit der Situation zu erreichen.

Je breiter die Information gestreut wird, dass Sie auf Jobsuche sind, desto größer ist die Chance, dass jemand etwas weiß, zumindest einen Impuls geben kann. Und zwar nicht zwingend in seinem eigenen Unternehmen, sondern auch hier wiederum aus seinem oder ihrem Netzwerk. Diesen Schneeball-Effekt machen sich seit vielen Jahren soziale Netzwerke zunutze, im beruflichen Kontext vor allem XING und LinkedIn. Das sind neben den realen Netzwerken äußerst wichtige Plattformen, die bestmöglich gepflegt werden sollten. Und zwar möglichst nicht erst dann, wenn die Jobsuche beginnt, sondern schon im Vorfeld, ohne konkrete Wechselabsicht. Dieser Grundsatz gilt generell: Ein Netzwerk baut man nicht schnell auf, das kostet Zeit. Man braucht Geduld und einen langen Atem, denn mit dem Besuch eines Kongresses und zwei Abendessen mit früheren Kollegen ist es nicht getan. Wer die Erwartung hat, direkt nach der persönlichen Ansprache einiger Netzwerk-Partner das Traum-Angebot für einen neuen Job zu bekommen, der liegt falsch. In unserer Beratung korrigieren wir diese Erwartungshaltung sehr häufig, um Frustration zu vermeiden.

Wann beginnt man mit dem Aufbau des Netzwerks?

Erst dann damit zu beginnen, wenn man in Not ist, ist natürlich möglich und häufig der Fall, wirkt aber trotzdem erst mittel- und langfristig – auch wenn vielleicht ein Zufallstreffer dabei sein kann. Den Netzwerkaufbau plötzlich und unter offensichtlichem Druck massiv und verbissen voranzutreiben, ist eher ein Zeichen von Verzweiflung. Wenn das Ziel, möglichst schnell wieder einen neuen Job zu bekommen, allzu vordergründig erkennbar ist und panisch wirkt, reagieren die Angesprochenen eher mit Rückzug – und das Netzwerk kippt ins kollektive Mitleid. Das sollte dringend vermieden werden, weil es dem eigenen Ruf nachhaltig schaden kann. Fingerspitzengefühl ist gefragt! Einen befreundeten Geschäftsführer tagsüber unangekündigt auf dem Smartphone anzurufen und zu erwarten, dass er Zeit und ein Ohr für das eigene Anliegen hat, ist naiv und ein Nachweis fehlender Empathie – und zerstört unter Umständen das Wohlwollen nachhaltig.  

Eine wichtige Grundhaltung ist auch, in seinem Netzwerk zunächst für andere da zu sein, wirkliches Interesse am Gegenüber zu haben. „Erst geben, dann nehmen“ lautet der Grundsatz. Netzwerkarbeit wird umso wirksamer, je mehr Freude man an der Begegnung mit anderen hat. Ohne direkt zu fragen: Was habe ich davon? Sich für die Belange und Projekte seines Gesprächspartners zu interessieren, nachzufragen und zuzuhören ist oft der Schlüssel zum eigenen Erfolg. Und nicht zuletzt sind es die kleinen Gesten, die Brücken bauen: Jemanden nach der Veranstaltung im Taxi mitnehmen, etwas zu trinken besorgen, Hoteltipps geben – schlicht Mensch sein. Uneigennützige, herzliche Gesten bleiben im Hinterkopf und schaffen Verbindungen. Die positive Ausstrahlung, die Sie auf diese Weise erzeugen, schlägt auch auf Sie zurück und verbessert Ihre Laune. Geben ist eine größere Inspiration als Nehmen – diese These ist in der positiven Psychologie vielfach belegt.

Wenn man dem Leben einen Vorschuss gibt, kommt das Gute irgendwann zurück. Wenn auch nicht zwingend von der Stelle, an die man es gegeben hat.

Als Fazit hier die 5 wesentlichen Netzwerk-Tipps in Kürze:

  • Frühzeitig mit dem Aufbau eines Netzwerkes beginnen
  • Netzwerk auf allen Kanälen pflegen – virtuell, persönlich, bei Veranstaltungen, im Unternehmen und außerhalb
  • Zum Geben ohne direkt erkennbaren eigenen Nutzen bereit sein
  • Zeit und Energie für den Netzwerkaufbau bzw. die Pflege einplanen
  • Feinfühlig vorgehen, empathisch sein, Geduld haben!

 

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