Derzeit haben wir in unserer Beratung bei OMC eine starke Nachfrage von Selbstständigen, die aufgrund der schwierigen Auftragslage während der Pandemie darüber nachdenken, in eine Festanstellung zu wechseln, um mit der Sicherheit eines festen monatlichen Gehaltes wieder ruhiger schlafen zu können. Und um sich regelmäßig fachlich und sozial mit Kollegen und Kolleginnen austauschen zu können. Diese Wünsche treten in der Corona-Krise verstärkt auf, sind gut nachvollziehbar und legitim. Doch wie setzt man als Selbstständiger das Wechselvorhaben konkret um?
Folgende 5 Tipps können helfen, eine überzeugende Bewerbung vorzubereiten. Entscheidend ist, den eigenen Mehrwert für das Unternehmen klar herauszuarbeiten.
1. Unternehmerisches und wirtschaftliches Denken
Als Kleinstunternehmer:in sind Sie für Ihre wirtschaftliche Situation allein verantwortlich und müssen ökonomisch denken. Sie sind Einkauf, Produktion, Marketing und Vertriebsabteilung in einer Person. Das Wissen um die Zusammenhänge zwischen Umsatzerlösen und Kosten, gepaart mit Ihrem Unternehmergeist, kann jedem Unternehmen wichtige Impulse geben und den Erfolg sichern. „Unternehmerisches Denken“ gehört bei vielen Stellenanzeigen zu den geforderten Fähigkeiten – damit können Sie punkten, denn das haben Sie ja schon bewiesen.
2. Akquisitionsstärke
Sie sind es gewohnt, Ihre Aufträge selbst zu akquirieren, haben daher vermutlich ein gutes Netzwerk zu potenziellen Auftraggebern und Kooperationspartnern aufgebaut und machen sich in Ihrem Marktsegment sichtbar. Aktives Selbstmarketing funktioniert für Sie im Netz, aber auch über persönliche Kontakte. Als Solopreneur sind Sie verantwortlich für die Gestaltung und Pflege Ihrer Website, Ihrer Flyer und Produktinformationen in digitaler und vielleicht auch in gedruckter Form. Sie können sich also gut vermarkten.
Und Sie wissen, worauf es in Gesprächen mit potenziellen Kunden ankommt: Verhandlungsstark holen Sie die besten Honorare für sich heraus und liefern im Gegenzug gute Arbeit im vereinbarten Zeitrahmen ab. So sichern Sie sich Folgeaufträge und werden gerne empfohlen.
Genau diese akquisitorischen Fähigkeiten werden auch in jedem anderen Unternehmen gebraucht. Der Vertrieb ist häufig eine wichtige Schlüsselfunktion für den Erfolg. Sie haben also sehr gute Karten, wenn Sie Ihre Akquisitionsstärke bei einer Bewerbung für eine entsprechende Position ganz klar als Ihren Mehrwert herausstellen können. Und ganz bestimmt haben Sie auch einige Erfolgsstories parat, mit denen Sie Ihre Fähigkeiten belegen können.
3. Hohe Flexibilität und Problemlösungskompetenz
Ihr Auftraggeber zieht den Abgabetermin für ein umfassendes Konzept um drei Tage nach vorne? Kein Problem für Sie. Ein Kooperationspartner steigt mitten im laufenden Projekt aus und Sie müssen einen neuen Partner suchen oder dessen Aufgaben selbst übernehmen? Als Freelancer sind Sie es gewohnt, schnell eine Lösung zu finden, kreativ und flexibel zu reagieren.
Problemlösungskompetenz ist eine Fähigkeit, die in vielen Funktionen stark gefordert ist. Diese „Feuerlöscher-Eigenschaft“ wird Sie daher zu einem attraktiven Bewerber für eine Position machen. Vorausgesetzt, Sie benennen diese Fähigkeit und können Sie auch mit griffigen Beispielen nachweisen. Machen Sie schon in Ihren Bewerbungsunterlagen deutlich, wie flexibel und kreativ Sie mit unvorhergesehenen Situationen umgehen können. Das kann Ihr entscheidendes Plus sein.
4. Teamfähigkeit
Es gibt das Vorurteil, dass Freelancer nicht teamfähig sind, weil sie alleine arbeiten und sich nicht auf Kolleginnen und Kollegen einstellen müssen. Bei dieser Argumentation wird vergessen, dass ein Team nicht ausschließlich aus direkten Kolleg:innen innerhalb einer Abteilung besteht, sondern auch aus Kooperationspartnern, Subunternehmern oder Projektpartnern in auftraggebenden Unternehmen. Auch in diesen temporären Teams muss kommuniziert, diskutiert und gut zusammengearbeitet werden. Insofern rate ich dazu, diesen Punkt unbedingt mit in die Liste der eigenen Fähigkeiten aufzunehmen – denn diese Form des Teamworks ist für jeden Selbstständigen gelebter Alltag.
5. Loyalität
Ein wesentlicher Antrieb für Selbstständige auf der Suche nach einer Festanstellung ist der Wunsch nach Zugehörigkeit. Ihnen fehlt die Identifikation mit einer übergeordneten Unternehmensidee, der Zusammenhalt unter Kolleg:innen und der regelmäßige fachliche und soziale Austausch. Der Wunsch, Teil eines sinnvollen großen Ganzen zu sein, ist oft sehr stark. Wer diesem Wunsch folgt und sich freiwillig (und oft mühsam) aus der eigenen Selbstständigkeit verabschiedet und an einen festen Arbeitgeber bindet, entwickelt durchaus eine gewisse Dankbarkeit und eine entsprechende Loyalität zum neuen Arbeitgeber. In der Bewerbungssituation deutlich zu machen, dass man nicht nur Know how und Arbeitszeit zu geben bereit ist, sondern auch Identifikation und Loyalität zeigen wird, kann ein großer Vorteil sein gegenüber anderen Kandidaten.
Fazit:
Der Wechsel vom Freelancer zum Angestellten ist nicht leicht zu vollziehen, weil man sich Vorurteilen entgegenstellen und sein Vorhaben gut begründen muss. Wenn Sie sich in die Situation des Unternehmens versetzen und nutzenorientiert für sich argumentieren, haben Sie gute Chancen zu überzeugen. Und selbstverständlich hilft Ihnen jede professionelle Karriereberatung dabei, Ihre Pläne Wirklichkeit werden zu lassen.
